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Archivo vivo – Caminando la palabra

Systematisierung von Erfahrungen aus der Friedensarbeit und Lehrer:innenbildung

Friedensarbeit braucht einen langen Atem. Veränderungen im Zusammenleben und im Bewusstsein gehen in kleinen Schritten voran und sind meist weniger offensichtlich als Krieg und Gewalt. Das Archivo vivo macht Erfahrungen aus der Friedenspädagogik sichtbar.

Die Idee für das „Archivo vivo“ – „lebendiges Archiv“ –  entstand aus der Erfahrung verschiedener Programme zur Friedenspädagogik und Konflikttransformation sowie im Bereich der Didaktik in der Weiterbildung von Hochschuldozent:innen, die in der Lehrer:innenbildung, tätig sind. Diese Programme hat das PFI im Auftrag von InWEnt/GIZ zwischen 2003 und 2013 gemeinsam mit Partner:innen in Zentralamerika und Kolumbien durchgeführt. Mehrere ehemalige Teilnehmende aus Zentralamerika beschlossen, sich über den Kursrahmen hinaus in ihren praktischen Erfahrungen aus der dialogischen Pädagogik und der Friedensarbeit auszutauschen und die geknüpften Verbindungen zu Kolleg:innen aus anderen Ländern weiterzuspinnen. Sie luden das PFI-Team ein, diesen Dialog-Prozess informell zu begleiten und kritisch zu beraten.

Seit 2013 fanden mehrere selbstorganisierte Seminare und regionale Netzwerktreffen in Honduras und El Salvador statt, die sich zunächst auf eine regionale Teilnahme der Kolleg:innen aus Honduras beschränkten, aber zunehmend an Zulauf gewannen. Vor allem für die honduranischen Pädagoginnen, die sich infolge des Staatstreichs im Jahr 2009 zunehmenden politischen Repressionen ausgesetzt sahen, wurde die stärkere Vernetzung mit ihren internationalen Kolleg:innen im Laufe der Zeit zu einer wichtigen solidarischen Unterstützung. Im Frühjahr 2015 fand in Ocotepeque (Honduras) ein regionales Netzwerktreffen mit Friedenspädagog:innen und Lehrer:innen aus Honduras und El Savador statt. Im Dezember 2015 stießen bei einem Seminar in Jucuarán in El Salvador auch Teilnehmende aus Guatemala und Kolumbien dazu. Ein Ergebnis dieses Treffens war eine Reaktivierung des bereits bestehenden Netzwerkes für Friedenspädagogik auf kolumbianischer Ebene, das aus ehemaligen Kursteilnehmenden besteht, die teilweise in enger Verbindung mit den Kolleg:innen aus Zentralamerika stehen. Das kolumbianische Netzwerk traf sich im September 2016 zu einem fünftägigen Seminar in Norte de Santander, Kolumbien. Im Dezember 2016 fand ein internationales Seminar des zentralamerikanischen Netzwerks im Dezember 2016 in Totonicapán in Guatemala statt, in den darauffolgenden Jahren außerdem weitere internationale Seminare in El Salvador und Peru.

Nach einer pandemiebedingten Unterbrechung fand im November 2024 erneut ein internationales Seminar in Bogotá, Kolumbien statt, organisiert und umgesetzt von den kolumbianischen Netzwerkmitgliedern. An diesem Treffen nahmen auch ehemalige Teilnehmende aus den Programmen Diplomado EduPaz, so dass sich das Netzwerk erheblich erweiterte (s. Eindrücke vom Treffen unten).

 

Webplattform Archivo Vivo

Im Laufe des Austauschprozesses entstand der Wunsch, die Vielfalt an Erfahrungen, Erfolgen und gemeinsamen Fragen aus der Friedenspädagogik öffentlich sichtbarer zu machen und für Kolleg:innen, Aktivist:innen und andere Interessierte außerhalb des Netzwerks zugänglich zu machen. So nahm die Idee des „Archivo vivo“ Gestalt an: In Form der Web-Plattform Archivo Vivo Paulo Freire wurde ein interaktiver Raum geschaffen, in dem die Erfahrungen aus der Friedensarbeit und der dialogischen Freire-Pädagogik aus verschiedenen Regionen sichtbar werden. Die Plattform umfasst Länderarchive und gliedert sich in verschiedene Themenschwerpunkte: Memoria Histórica, Konflikttransformation, Gender, dialogische Pädagogik, Diversität/Interkulturalität. Dabei sollen nicht nur die Vielfalt der Erfahrungen und methodischen Ansätze sichtbar werden, sondern auch gemeinsame Erkenntnisse und Herausforderungen herausgearbeitet werden.

In einer gemeinsamen Theorie-Praxis-Reflexion haben die Mitglieder des Netzwerkes zunächst einen gemeinsamen Rahmen zur Systematisierung ihrer jeweiligen friedenspädagogischen Erfahrung in ihrem lokalen Kontext entwickelt. Dabei erhielten sie Unterstützung vom Team der CEAAL (Consejo de Educación Popular de América Latina y del Caribe), mit dem das PFI seit Jahren in Austausch steht. Einen methodischen Schwerpunkt bildet außerdem das Theater der Unterdrückten von Augusto Boál. Die Systematisierungen werden in Form von Texten, Videos, Theaterstücken oder anderen Materialien mit den anderen Netzwerkmitgliedern geteilt und im kritischen Dialog reflektiert. Davon ausgehend wächst nun das konkrete „Archivo vivo“.  Es ist keine reine Projekt-Datenbank, sondern ein im solidarischen Miteinander entstehendes „lebendiges Archiv“, das Herausforderungen und Lösungsansätze aus verschiedenen Regionen vereint und sich stets erweitert.

Das Archiv soll Friedenspädagog:innen ermöglichen, sich auszutauschen, voneinander zu lernen und gemeinsam zu handeln. Und es zeigt, dass Veränderungen inmitten von gewaltsamen Kontexten möglich sind, wenn sich Menschen mit Mut, Beharrlichkeit und Solidarität zusammenschließen.

 

Eindrücke vom Internationalen Netzwerktreffen der Friedenspädagog:innen in Bogotá, Kolumbien, November 2024:

Video: Encuentro internacional de educadoras y educadores para la paz, Colombia 2024

Förderer

Für Unterstützung beim Netzwerktreffen im Dez. 2015 danken wir dem Programm PROPAZ Colombia der GIZ. Das Netzwerktreffen im Dez. 2016 konnte durch finanzielle Förderung durch zivik/ifa stattfinden. Wir danken für die Unterstützung.

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